Chronik des Posaunenchores

"Der 21.4.1907 - ein kulturgeschichtliches Großereignis: Der heutige Posaunenchor Todtenhausen / Kutenhausen e.V. wurde als Gruppe des "Jünglings- und Männervereins Todtenhausen" gegründet".

So beginnt - teilweise etwas scherzhaft - der Text auf der Schutzhülle eines Videofilmes mit dem Titel "Posaunenchor... und was so alles dazugehört!", der von einigen Nachwuchsbläsern im Jahre 1994 erstellt wurde und der in Form einer Diashow Stationen, Ereignisse und Personen aus der Geschichte des Posaunenchores Todtenhausen / Kutenhausen e.V. wiedergibt.

Nun - an diesem 21. April 1907 erschallten in Todtenhausen sicherlich nicht die ersten Trompeten- und Posaunentöne, aber es wurde wie in vielen Gemeinden Ostwestfalens zu Beginn des Jahrhunderts eine Jugendgruppe in unserer Kirchengemeinde, in der die politischen Gemeinden Todtenhausen und Kutenhausen zusammengefaßt waren, gegründet. Diese Jugendgruppe nannte sich "Evang. Jünglings- und Männerverein Todtenhausen" und übernahm unter anderem recht bald auch Bläserdienste in der Gemeinde.

In der noch vorhandenen handschriftlich geführten Chronik des Vereins faßt der damalige Pfarrer Heinrich Küppermann die Situation wie folgt zusammen:

Bei dem sich immer mehr breit machenden Unglauben und der damit zusammenhängenden Lockerung der kirchlichen Sitten, sowie der zunehmenden Verwilderung der Jugend, wiesen einsichtige Kreise auf die Notwendigkeit hin, sich der heranwachsenden Jugend besonders anzunehmen. So entstanden hin und her in den Gemeinden christliche Jugendvereine, sowohl für die männliche wie für die weibliche Jugend. Auch hierselbst wurde zunächst ein Jungfrauenverein ins Leben gerufen, während die männliche Jugend ohne Vereinsbildung von Zeit zu Zeit zu Zusammenkünften eingeladen wurde, bis sich im April 1907 eine Anzahl von Jünglingen und Männern zu einem evang. Jünglings- und Männerverein zusammenschloß, der auch alsbald Anschluß suchte und fand beim Westdeutschen Jünglingsbund. Die Vereinsversammlungen wurden zunächst in der alten Schule zu Todtenhausen gehalten. Die Unzulänglichkeit des Lokales wurde aber alsbald besonders von den jüngeren Mitgliedern schmerzlich empfunden. Man hatte jedoch Hoffnung auf Besserung, denn inzwischen war der Bau einer Kirche in Angriff genommen und es war vorgesehen, unter der Orgelempore einen besonderen, von dem übrigen Kirchenraum durch eine Rollwand abtrennbaren Raum für Konfirmandenunterricht und Vereinsversammlungen herzustellen.

Zur Gründung des Posaunenchores heißt es dann:

Der Verein beschloß bald nach seiner Gründung, sich Instrumente anzuschaffen und einen Posaunenchor zu bilden. Die erforderlichen Mittel wurden durch freiwillige Gaben der Gemeindeglieder aufgebracht. So ging es bald mit Eifer ans üben. Das war keine leichte Sache. Manchen Schweißtropfen hats gekostet. Bei dem allseitigen Eifer haben wir es aber doch geschafft. Bei der Einweihung der Kirche am 18. Dezember 1907 hat der Chor mit Erfolg mitgewirkt.

Die Aufzeichnungen in der Chronik des "Jünglings- und Männervereins" beginnen erst im Oktober 1926 mit einer Zusammenfassung der ersten 19 Vereinsjahre, die einerseits gekennzeichnet waren vom Bemühen der Kirchengemeinde um die Beschaffung geeigneter Räumlichkeiten für die Vereinsarbeit, die hauptsächlich aus Blasen, Singen (40 Sänger im Männerchor !), Turnen und Bibelarbeit bestand. Andererseits brachte der 1. Weltkrieg einen Einschnitt in das Vereinsleben.

Dazu schreibt Pfr. Küppermann in der Chronik:

Da kam der Krieg und griff störend auch in unser Vereinsleben ein. Eine ganze Anzahl von Vereinsmitgliedern wurde sofort ins Heer einberufen und nach ihnen im Laufe der Kriegsjahre noch viele andere. Unsere Reihen lichteten sich gewaltig. Es wurde im Gemeindehause stiller und stiller. Kein Männerchor, kein Posaunenklang wurde mehr gehört. Die Sänger und Posaunenbläser standen fast alle im Felde. Nur die ältesten und jüngsten Vereinsmitglieder waren noch hier. Aber wir haben die ganzen Kriegsjahre hindurch treu zusammengehalten und sind regelmäßig sonntags zusammengekommen. Wir haben die Verbindung mit unseren im Felde stehenden Brüdern aufrecht erhalten und manches Mal im Gebet vor Gottes Angesicht ihrer gedacht. Welche Freude empfanden wir, wenn der eine oder der andere gelegentlich seines Heimaturlaubs unter uns weilte. Wie wurden wir aber auch immer wieder von Schmerz und Trauer erfüllt, daß wieder und wieder einer unserer Brüder ein Opfer des Krieges geworden war.

Auch wir haben einen erschreckenden Anteil an den furchtbaren Opfern des Krieges.Zehn unserer Brüder sind nicht wiedergekehrt:
Hermann Altvater, Todtenh. 96; Friedrich Gieseking, Todtenh. 69; Heinrich Küppermann, Todtenh.; Friedrich Rohlfing, Todtenh. 34; Heinrich Rohlfing, Todtenh. 131; die Brüder August und Heinrich Rohlfing, Todtenh. 153; Heinrich Ruhe, Kutenh. 101; Hermann Schmidt, Todtenh. 93; Heinrich Schweitzer, Todtenh. b. 8.
Ihr Andenken darf und soll unter uns nicht erlöschen.

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